Petra und die Polyarthritis – nächster Akt

gestörte Darmflora

Bewegte Wochen liegen hinter mir.

Obwohl ich seit all meinen Bemühungen zur Linderung meiner Arthritis-Beschwerden in Sachen Ernährung, Bewegung und Entspannung eine positive Bilanz ziehen kann, macht mein rechtes Handgelenk nicht so richtig mit. Seit gut einem Jahr ist es entzündet und geschwollen, sodass ein unschöner Knubbel sichtbar ist. Seit Monaten hindert mich die Entzündung daran, gewisse Bewegungen zu machen oder Arbeiten zu verrichten – ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gerne ich wieder in der Lage wäre, Staub zu saugen!

Meine Erfahrung ist, dass ich bei den Knie- und Schultergelenken durch gezielte Bewegung meine Schmerzen stark lindern konnte. Nun wollte ich wissen, ob ich durch eine entsprechende Physiotherapie auch bei meinem Handgelenk eine Besserung erlangen konnte.

Auf der Suche nach spezialisierten Physiotherapeuten bin ich zufällig auf eine Rheuma-Praxis gestossen, die sich auf Ultraschall-Untersuchungen spezialisiert hat. Das schien mir ein sinnvoller Zwischenschritt: Erst mal prüfen lassen, wie es bei meinen Gelenken genau aussieht, und dann entsprechende Physio-Massnahmen ergreifen.

Der Befund war insgesamt positiv, aber das Handgelenk wies wie erwartet erhöhte Entzündungsfaktoren auf. Die Empfehlung des Rheumatologen war denn auch klar: Methotrexat. Das ist ein Medikament, das üblicherweise einmal pro Woche mit einer Spritze verabreicht wird. Die „Therapie“ dauert Jahre, wenn nicht sogar für immer. Bei 5 % der PatientInnen kommt es gemäss dem Spezialisten zu Leber- und Lungenbeschwerden. Ãœber die weiteren möglichen Nebenwirkungen wollte ich gar nicht erst nachdenken… Ich solle mir das in Ruhe überlegen, notfallmässig müsse man nichts unternehmen. Obwohl die Gefahr bestehe, dass eine Sehne reissen und durch die Entzündung ein Loch im Knochen entstehen könne. Na dann Prost.

Nach dieser Diagnose verliess ich schockiert die Praxis. Stündlich ging es mir schlechter, mental wie auch dem Handgelenk. Ich konnte es kaum noch bewegen. Eine klassische selbsterfüllende Prophezeiung traf ein. Diese Empfehlung liess mich an allem zweifeln. War mein Weg nicht richtig? Muss ich tatsächlich voll auf Schulmedizin umstellen? Würde meine dominante Hand zum Krüppel? Es gab Momente, in denen ich mir die Methrotexat-Spritze beinahe hätte setzen lassen.

Aber zum Glück kam ich wieder zu mir. Im Sinne von: Okay. Das ist eine von vielen Möglichkeiten. Jetzt höre ich mir aber erst mal die Alternativen dazu an.

Vor mehreren Wochen hatte ich nämlich einen Termin bei der Paramed Klinik in Baar mit einem Darmspezialisten vereinbart. Die zehn Tage bis dahin musste ich jetzt durchhalten.

Schon oft hatte ich gelesen, dass eine Dysbalance der Darmflora unter anderem mit rheumatoider Arthritis im Zusammenhang stehen kann (zum Beispiel in diesem Artikel aus dem britischen Telegraph). Je nachdem, in welchem Verhältnis die „guten“ und „schlechten“ Bakterien im Darm vorhanden sind, können offenbar unterschiedliche Beschwerden und Krankheiten auftreten. Das war ein Puzzleteil, das ich unbedingt untersuchen lassen wollte.

Mir gefällt das Vorgehen der ganzheitlichen Medizin: Ich wurde gebeten, ein mehrseitiges Formular auszufüllen, um über Krankheiten in der Familie sowie über meine persönlichen Beschwerden, Befindlichkeiten und Gefühle zu berichten. Zudem musste ich Urin-, Stuhl- und Haarproben einschicken. Bei meinem Hausarzt liess ich sechs Ampullen Blut abzapfen, das auf dutzende Faktoren hin untersucht wurde.

Endlich konnte ich nach Baar reisen. Der Schul- und Komplementärmediziner erklärte mir gut verständlich, dass bei mir tatsächlich eine Dysbalance in der Darmflora vorliegt. Bestimmte Darmkeime waren in zu grosser, andere in zu geringer Anzahl vorhanden. Im Befundbericht des Labors steht unter anderem: „Der Stuhlbefund zeigt eine aufgewuchterte Fäulnisflora. Fäulnisbakterien verstoffwechseln vorwiegend Eiweiss und Fett, wobei toxisch wirkende, alkalisierende Metabolite entstehen, die längerfristig zu einer Schädigung der Darmschleimhaut führen können. Die im Darm anfallenden Stoffwechselprodukte werden von der Leber entgiftet, wodurch das Organ erheblich belastet werden kann. Auch die antagonistische Säurerungsflora ist vermindert und kann aufgrund einer gestörten Kolonisationsresistenz eine Vermehrung pathogener Keime begünstigen.“ Zudem wurde ein Selen- und Vitamin B12-Mangel festgestellt (mein Vitamin B12-Produkt war offenbar nicht gut genug).

Ich war trotz dem negativen Befund richtiggehend erleichtert – das hiess, dass man etwas unternehmen konnte!

Obwohl der Paramed-Arzt den Konsiliarbericht des Rheumatologen gelesen hat, war keine Rede mehr von Methotrexat. Ich bekam einen Plan für eine Darmtherapie in drei Etappen über 12 Wochen, die ich zuhause mit natürlichen Medikamenten durchführen kann. Aber zuerst solle ich mal meine Ferien geniessen.

In der ersten Etappe der Darmtherapie muss ich unter anderem ein Abführmittel nehmen, weshalb ich vorsichtshalber erst nach meinen Ferien damit starten wollte. Während der Ferien und der entsprechenden Computer(maus)abstinenz stellte ich ausserdem fest, dass es meinem Handgelenk deutlich besser ging. Das ist womöglich auch ein Faktor, der zusätzlich zu meiner Krankheit eine Rolle spielen könnte. Um dies abzuklären, gehe ich nächste Woche in die Ergotherapie (spezielle Therapie für die Ausführung von Betätgungen und deren Auswirkung). Vielleicht können mir Übungen und eine spezielle Computermaus helfen.

Heute ist jedoch der grosse Tag, an dem ich mit der ersten Etappe der Darmtherapie beginne. Ich bin etwas aufgeregt, bin gespannt und freue mich auf diesen Weg. Drückt mir die Daumen. Ich halte euch dafür auf dem Laufenden :)

Weiterführende Artikel:
ÄrzteZeitung: Störungen im Darm machen krank
New York Times: Can the bacteria in your gut explain your mood?

Auf einen gesunden Darm!
Herzlich,
Petra

PS: Weder bei der Paramed noch bei der eine Woche später stattgefundenen Ernährungsberatung wurden mir ernährungsspezifische Änderungen vorgeschlagen, was mich sehr freut. Freakfood entspricht demzufolge einer entzündungshemmenden Ernährung, wie sie aus heutiger Sicht als sinnvoll erachtet wird.

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